Marie Bubenzer, 43, Basel
Mobilität für alle?
Eingeschränkt und unflexibel
Je eingeschränkter die Mobilität, desto unflexibler das Leben. Ist die finanzielle Situation eingeschränkt, werden auch scheinbar selbstverständliche Dinge kompliziert: Bei der Wohnungssuche fallen bei kleinem Budget die meisten Optionen weg. Ein Auto ist schwer finanzierbar. Eine Zugreise von Basel nach Zürich und zurück kostet 72 Franken. Ferien und Ausflüge werden zum Luxus.
Mobilität kann aber auch aufgezwungen werden: durch Behördengänge oder für Vorstellungsgespräche. Die Sozialhilfe vergütet für solche Fahrten den Preis eines Halbtax-Tickets. Wer keines hat, bezahlt die Hälfte selber. Das in der Schweiz so selbstverständliche Abo kostet pro Jahr 190 Franken. Das liegt nicht für alle drin.
Ständig auf Achse
Fehlt das Geld für eine eigene Wohnung, sind Armutsbetroffene ebenfalls zur Mobilität gezwungen. Stell dir vor, du kannst erst abends in die Notschlafstelle und musst morgens wieder raus. Ein Rückzugsort fehlt. Du isst vielleicht in der Gassenküche, doch auch da gibt es beschränkte Öffnungszeiten.
Mobilität wird in Kombination mit Armut zu Immobilität: wenig rausgehen, wenig Neues sehen, wenig herumkommen. Diese Bewegungsunfreiheit ist aufgezwungen und kann dazu führen, dass du nirgends zuhause bist.
Weniger Geld, weniger Bewegung
Je höher das Einkommen eines Haushalts, desto grösser der Bewegungsradius der Menschen, die darin leben. Personen, die in einem Haushalt mit einem monatlichen Gesamteinkommen von höchstens 4’000 Franken leben, legen täglich durchschnittlich 18,3 Kilometer zurück, in der Einkommensklasse über 12’000 Franken sind es 40,8 Kilometer – also mehr als doppelt so viel, wie die Zahlen des Bundesamts für Statistik 2021 belegen.