Tinu Jost, 63, Münsingen
Kommunikation: Kein Geld, kein Anschluss?
Arm und isoliert?
Sozialer Austausch ist eine Selbstverständlichkeit. Ein Kaffee mit Freund:innen in der Stadt, ein Chat im Netz. Eine Selbstverständlichkeit?
Fehlt das Geld, fehlen oft auch die sozialen Kontakte. Die Gründe sind unterschiedlich: Können wir uns den Kaffee oder das Abendessen nicht leisten, gehören wir nicht dazu; vermeintliche Freund:innen werden zu Fremden. Wir isolieren uns zunehmend. Nicht zuletzt wegen des negativen Bildes, das die Gesellschaft von armen Menschen hat. Die Scham ist nicht zu unterschätzen: Jeder Gang zur Behörde, jeder (An-)Ruf um Hilfe kostet Überwindung.
Analog = asozial?
Ein grosser Teil der sozialen Netzwerke ist digital. Viele weitere Lebensbereiche werden von der schnell voranschreitenden Digitalisierung erfasst. Der Zugang ist aber an Kosten gebunden. Es scheint normal, dass wir ein Smartphone besitzen, Zugang zum Internet haben; etwa fürs E-Banking, für Anfragen bei staatlichen Stellen oder ganz allgemein, um uns zu informieren.
Globale Kommunikation wird je länger je mehr als Menschenrecht betrachtet. Dabei wird die soziale Kluft mit zunehmender Digitalisierung grösser: Fehlende Mittel können zu sozialem Ausschluss und Informationsrückstand führen. Die Bewältigung des täglichen Lebens wird zur Herausforderung. Oder wie gut kämst du ohne Internetzugang in der Hosentasche zurecht?
Internet für Reiche?
Wer sich nicht in der digitalen Welt bewegen kann, wird abgehängt. Menschen in Armut sind besonders gefährdet.
- 280 Franken: So viel kosten Handy, Laptop, Drucker und Internetzugang gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) durchschnittlich pro Monat.
- Über 96 Prozent: Anteil der Menschen in Haushalten mit über 8’000 Franken Monatseinkommen, die laut BFS wöchentlich das Internet nutzen.
- Knapp 65 Prozent: Anteil der Menschen in Haushalten mit unter 4’000 Franken Monatseinkommen, die laut BFS wöchentlich das Internet nutzen.
- 1,2 Millionen: So viele Arbeitsplätze fallen in der Schweiz bis 2030 aufgrund der Digitalisierung weg, schätzt das Beratungsunternehmen McKinsey. Es werden aber auch viele neue Stellen entstehen, vor allem im Bereich der Hard- und Softwareentwicklung.