Tersito «Tito» Ries, 60, Basel
Schuld an den Schulden?
Schuldfrage
Leben mit Schulden heisst leben mit Fremdbestimmung – egal, ob wir Lohn, Sozialhilfe oder Ergänzungsleistungen beziehen. Wir spüren den Druck der Gläubiger:innen.
Schulden und Zahlungsrückstände gefährden die Existenzgrundlage, wenn zu wenig Geld übrig bleibt, um Miete oder Lebensmittel zu bezahlen. Neue Schulden lassen sich für Menschen am Existenzminimum trotz Budgetplanung kaum vermeiden: Es geht um die Beschaffung grundlegender Dinge und nicht um Luxus oder Kaufrausch.
Auch im Mittelstand gibt es Schulden: Viele Menschen müssen eine Erbschaft ablehnen, weil diese Schulden beinhaltet. Andere verschulden sich für ihren Traum vom Eigenheim. Sie nehmen eine Hypothek auf. Das gilt gesellschaftlich weitgehend als «gute Schulden».
Selbstleugnung?
Schulden sind wie ein Gefängnis, sie lassen keinen Handlungsspielraum und rauben Perspektiven. Kein Wunder, gehen Schulden und Armut oft Hand in Hand. Vermeintliche Selbstverständlichkeiten wie ein neuer Job, eine neue Wohnung oder ein neuer Internet-Zugang sind dann schwer erreichbar und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wird schwieriger. Verschuldete leiden oft unter dem Vorurteil, nicht mit Geld umgehen zu können. Und wer arm ist, kann auch kaum Schulden abbauen.
Schulden haben ist nicht gleich schuld sein: Verpflichtungen wie Steuern, Krankenkassenprämien, Serafe-Gebühren oder Unterhaltszahlungen können wir uns nicht entziehen. Aktuell sind die Kosten für Miete, Strom und Heizen so stark gestiegen, dass sie zur neuen Schuldenfalle werden können. Oft gestehen wir es uns selber nicht ein, wenn wir in prekäre Situationen geraten. Viele machen sich etwas vor und leugnen den eigenen Weg in die Armut.
Die Gründe
Je nach Definition gelten zwischen 6 und 13 Prozent der Schweizer Bevölkerung als verschuldet. Die häufigsten Gründe dafür sind:
- Krankheit/Unfall
- Arbeitslosigkeit
- Trennung/Scheidung
- persönliche Überforderung
- unvorsichtige finanzielle Planung
Glück?
Traurige Randbemerkung: Die Internetadresse arm-dran.ch führt zu einem niederländischen Online-Casino. Die Website zur Ausstellung «Arm dran?!» schreibt sich ohne Bindestrich: armdran.ch. Im Casino ist die Wahrscheinlichkeit, arm zu werden nachweislich grösser, als jene, reich zu werden.